Seit klein auf wissen wir: Karius und Baktus müssen raus aus dem Mund! Aber ist das so? Machen Bakterien im Mund automatisch krank? Ihr könnt euch die Antwort sicherlich schon denken – natürlich nicht. Seit Jahren erzähle ich euch wie wichtig die kleinen Bewohner im Darm sind, da ist es wenig überraschend, dass es im Mund ähnlich ist. Es gibt also nicht nur eine Darm-, sondern auch eine Mundflora!
Das macht die Mundflora
Jeder Mensch hat ein eigenes Muster an Bakterien im Mund, eine eigene Mundflora. Die kann dich vor Problemen wie Karies, Parodontitis und Mundgeruch schützen oder genau das verursachen. Es hängt ganz davon ab, aus welchen Bakterien deine Mundflora besteht; mehr aus nützlichen oder eher aus schädlichen. Die Nützlinge verdrängen die Schädlinge; wenn ausreichend von ihnen vorhanden sind, haben die Schädlinge schlechte Chancen. Die schädlichen Bakterien können zum Beispiel Zucker und ähnliches in Säure umwandeln. Diese Säure löst wiederum Minerale wie Calcium aus dem Zahnschmelz. Das ist ein Problem, denn dann wird der Zahnschmelz weich und löchrig – es entsteht Karies. Die schlechten Bakterien können sich auch unter dem Zahnfleisch sammeln und dort Parodontitis verursachen– eine Entzündung des Zahnfleischs. Mundgeruch entsteht vor allem, wenn Bakterien aus Speiseresten im Mund Stoffe herstellen, die Schwefel enthalten; der riecht ganz schön unangenehm.
So wird deine Mundflora stark und divers!
Du kannst deine Mundflora vor allem durch die richtige Ernährung stärken, wer hätte es gedacht! Eine mundgesunde Ernährung unterscheidet sich nur unwesentlich von einer gesunden Ernährung im Allgemeinen. Aber was genau heißt das und warum ist das so?
Wenig überraschend ist, dass wir möglichst vollständig auf Zucker und auf andere einfache Kohlenhydrate wie Weißmehl verzichten sollten. Das hat zwei Gründe: Einerseits sind einfache Kohlenhydrate die Leibspeise der Karies-verursachenden Bakterien. Unsere Mundfloraenthält deutlich weniger von ihnen, wenn wir auf Zucker verzichten. Andererseits wirken verarbeitete Kohlenhydrate entzündungsfördernd und befeuern somit Parodontitis, eine Zahnfleischentzündung.
Wusstet ihr, dass Speichel die beste Mundspülung schlechthin ist? Er spült Essenreste weg, versorgt die Zähne mit stärkenden Mineralen und enthält Stoffe, die unsere Mundflora regulieren. Deshalb sollten wir immer gut kauen, das regt den Speichelfluss an. Dafür bieten sich besonders Ballaststoffe wie in Gemüse und Hülsenfrüchten an. Ballaststoffe sind sowieso die top Gesundheitsstoffe. Sie wirken entzündungshemmend, indem sie die Darmflora stärken und den Cholesterinspiegel senken. Deshalb sind sie auch im Kampf gegen Parodontitis von Nutzen.
Wenn ihr viele Ballaststoffe esst, nehmt ihr automatisch viele Vitamine und Mineralstoffe auf, denn diese finden sich in Ballaststofflieferanten wie Gemüse und Vollkornprodukten zuhauf. Das hat viele positive Effekte und stärkt euren Körper und seine (Mund-)Gesundheit allgemein.
In Gemüse ist oft noch ein weiterer spannender Stoff enthalten: Nitrat. Gewisse Nitratverbindungen (Nitrosamine) sind vor allem im Kontext von Pökelfleisch krebserregend. In Gemüse findet man es jedoch in geringer Konzentration in seiner Reinform. Auf diese Art hat es eine positive Wirkung auf die Mundflora: Es tötet die säurebildenden Bakterien, die Karies verursachen. Das ist grob vergleichbar mit Fluorid in Zahncreme.
Wie steht es mit Fetten? Mit Fett an sich, können Bakterien der Mundflora wenig anfangen. Aber die Kombi aus gesättigten Fettsäuren und Zucker klebt an den Zähnen wie Karamellbonbon und ist gefundenes Fressen für Karies-verursachende Bakterien. Außerdem ist diese Kombination entzündungsfördernd: Parodontitis-Alarm! Entzündungslindernd wirken hingegen Omega-3-Fettsäuren. Diese finden sich in fettem Meeresfisch, Walnüssen, Leinsamen und Co.
Insgesamt sollten eure Lebensmittel möglichst pflanzlich, unverarbeitet und vielfältig sein. Diese drei Schlüsselwörter könnt ihr immer im Hinterkopf behalten.
Was tun bei Süßlust?
Wenn ihr nicht herzhaft frühstücken wollt oder nachmittags etwas zum Kaffee essen möchtet, könnt ihr mit ganzem, möglichst frischem Obst süßen. Vermeidet außerdem die oben genante Kombi von Zucker mit gesättigten Fettsäuren wie Sahne, Butter oder fettem Quark. Versucht doch mal einen Pancake-Teig aus 90 g Haferflocken (im Mixer zu Mehl gemahlen), 120 mL Sojamilch und einer zerquetschten Banane anzurühren. Den könnt ihr dann in etwas Rapsöl ausbacken. Das ist eine Süßspeise, die euch eure Mundflora nicht übel nehmen wird. (Euer restlicher Körper übrigens auch nicht.)
Und Zähneputzen…?
Zähne putzen, wie wir es heute kennen, war in der vorindustriellen Zeit kaum notwendig, ist mit heutiger Ernährung jedoch unumgänglich. Vor allem zuckrige Reste sollten nich lange im Mund verweilen, sondern gehören weggeschrubbt. Gerne auch mit Zahnseide nachhelfen. Zahncreme enthält außerdem wichtiges Fluorid, das die Kariesbakterien in Schach hält. Von regelmäßigem Mundspülen mit antibakterieller Lösung, würde ich jedoch absehen. Denn diese tötet auch viele gute Bakterien, was unsere Mundflora durcheinander bringt und kontraproduktiv sein kann. Spezielle Probiotika für den Mund, also Nahrungsergänzungsmittel, die lebende Bakterien enthalten, können eine Alternative sein. Sie stärken die guten Bakterien und diese schränken wiederum Schädlinge ein.
Ihr wollt es detaillierter wissen? Dann schaut unbedingt in mein passendes YouTube-Video rein, dort stelle ich euch auch solch ein Probiotikum vor: