Es gibt viele gute Gründe, um zu Fasten, das ist klar. Ihr könnt durch Fasten euer Gewicht reduzieren, euer Immunsystem boostern, eurem Verdauungstrakt eine kleine Pause gönnen, aber ihr könnt vor allem auch eurer Darmgesundheit etwas Gutes tun!
Wie funktioniert Fasten überhaupt?
Beim Fasten wird für eine bestimmte Zeit vollkommen oder teilweise auf bestimmte Lebensmittel, Getränke oder Genussmittel verzichtet. Die verschiedenen Arten des Fastens unterscheiden sich hinsichtlich der Tage bzw. Stunden, wie lange auf Nahrung verzichtet wird und in der Beschränkung auf bestimmte Lebensmittel. Die bekanntesten Methoden sind Heil- oder Intervallfasten.
Was ist Heilfasten?
Die bekannteste Fasten-Methode ist das klassische Heilfasten nach Buchinger. Dabei ist ausschließlich der Verzehr von Obst- und Gemüsesäften, etwas Honig, kalorienfreien Getränken wie Wasser und Tee oder Gemüsebrühen erlaubt. Auch auf den Konsum von Koffein, Alkohol und Nikotin soll natürlich verzichtet werden.
Es ist eine Energiezufuhr von maximal 250-550 kcal pro Tag erlaubt. Die optimale Fastendauer liegt nach Buchinger bei 2–4 Wochen. Eine Fastenkur besteht in der Regel aus Entlastungstagen, Fasten, dem Fastenbrechen und den Aufbautagen.
Heilfasten vs. totales Fasten bzw. Nulldiät – was ist der Unterschied?
Während beim Heilfasten eine Kalorienaufnahme von bis zu 500 kcal pro Tag erlaubt ist, sollte die Energiezufuhr bei einer Nulldiät tatsächlich 0 kcal betragen. Das heißt, es ist nur die Zufuhr von Wasser und kalorienfreien Tees erlaubt – keine Brühen, Obst- und Gemüsesäfte oder, oder, oder…
Was bewirkt Fasten für die Darmgesundheit?
Forscher/innen der Universität Wien und des Biotechnologie-Unternehmens BIOMES haben in einer gemeinsamen Studie untersucht, welche Auswirkungen das Heilfasten nach Buchinger auf die Zusammensetzung der Darmbakterien hat.
Studienergebnisse: Heilfasten nach Buchinger
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Fasten nach der Buchinger-Methode führt nicht nur zu einem Gewichtsverlust, sondern wirkt sich auch unmittelbar auf die Darmgesundheit und -zusammensetzung aus. Denn es konnte ein erhöhter Spiegel der Fettsäure „Butyrat“ (Buttersäure) verzeichnet werden. Butyrat ist eine kurzkettige Fettsäure, die im Darm durch den bakteriellen Abbau von Ballaststoffen entsteht. Neben dem Anstieg des Butyrat-Spiegels führt Fasten nach Buchinger laut Studienergebnissen außerdem zu einer höheren Vielfalt der Darmmikrobiota. So konnte zum Beispiel auch ein Anstieg an Lactobazillen (Milchsäurebakterien) sowie an Faecalibacterium prausnitzii, Akkermensia und Bifidobakterien festgestellt werden.
In der folgenden Tabelle könnt ihr nachlesen, warum die genannten Bakterien und Butyrat wichtig für euren Darm sind.
Bakterium | Wirkung im Darm |
Butyrat (Fettsäure) |
wichtigste Energiequelle für Darmzellen, beugt Darmerkrankungen und entzündlichen Prozessen vor, steuert immunologische Abwehrkräfte unseres Darms, stärkt die Darmbarriere, hält pH-Wert des Darms im sauren Bereich, beeinflusst verschiedene Stoffwechselvorgänge im ganzen Körper |
Laktobazillen (Milchsäurebakterien) |
regulieren die Verdauung, verbessern die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen, können schädliche Bakterien und Mikroorganismen verdrängen, stärken Barrierefunktion der Darmschleimhaut, bilden kurzkettige Fettsäuren, bekämpfen Krankheitserreger, bilden Milchsäure (sorgt für Säure im Darm > schädliche Bakterien fühlen sich unwohl) |
Faecalibacterium prausnitzii |
Hauptproduzenten der Buttersäure (Butyrat) im Darm |
Akkermansia | anti-entzündlich und Darmwandbarriere-förderndes Bakterium, leistet wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Darmschleimhaut, produziert Ernährung für Faecalibacterium prausnitzii |
Bifido-bakterien | anti-entzündliche und Darmwandbarriere-fördernde Bakterien, halten schädliche Bakterien und Krankheitserreger in Schach, indem sie den pH-Wert im Darm senken |
Bacteroidetes | dafür zuständig, Energie aus der aufgenommenen Nahrung, (v.a. aus Ballaststoffen), durch Fermentation zu gewinnen und produzieren dabei kurzkettige Fettsäuren (z.B. Propionat und Acetat) – diese wirken schützend auf die Darmschleimhaut, sind an Bildung verschiedener B-Vitamine beteiligt, senken das Risiko, dass sich krankheitserregende Keime ausbreiten |
Abgesehen von einem Anstieg der mikrobiellen Vielfalt im Darm führt Heilfasten nach Buchinger auch zu einer Stoffwechselumstellung und einer Veränderung der Zusammensetzung der Darmbakterien. So nahm durch Heilfasten die Zahl der Bakterienstämme ab, die für die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten zuständig sind. Gleichzeitig nahmen die Bakterienstämme zu, die die Energie aus der Verstoffwechselung körpereigener Substrate ziehen. Einfacher: Der Stoffwechsel stellt sich so um, dass als Hauptlieferanten für Energie Fettsäuren und Ketonkörper statt Kohlenhydrate genutzt werden. Das ist vor allem von Bedeutung, wenn ihr Fasten auch mit dem Ziel Gewichtsabnahme betreibt.
Studienergebnisse: Intervallfasten
Verschiedene Studien zeigen: Auch Intervallfasten erhöht die Produktion der kurzkettigen Fettsäuren. Genau wie das Heilfasten führt es zu Veränderungen des Stoffwechsels und in der Zusammensetzung der Darmflora. Die Zusammensetzung verbesserte sich zum Beispiel durch ein höheres Vorkommen der Bacteroidetes. Von diesen gibt es in unserem Darm oft etwas zu wenig.
Warum ist mikrobielle Vielfalt so wichtig?
Viele Darmbakterien übernehmen wichtige Aufgaben in unserem Darm. Daher ist es natürlich wichtig, dass sie vorhanden und vor allem auch ausreichend vorhanden sind. In der Tabelle oben könnt ihr noch einmal nachlesen, warum bestimmte Bakterien wichtig für eure Darmgesundheit sind.
Hinzu kommt: Eine Reihe von Untersuchungen hat ergeben, dass die Darmflora eine zentrale Rolle bei der Entwicklung verschiedener Krankheiten spielt. So wird eine geringe Diversität des Mikrobioms mit vielen Krankheiten in Verbindung gebracht. Zum Beispiel Übergewicht, Typ-1 und Typ-2 Diabetes, Darmkrebs, Morbus Krohn und einige mehr.
Hierbei ist allerdings noch nicht ganz klar, welche Mechanismen dahinter stecken. Heißt: bislang bleibt die Frage offen, ob eine geringe Vielfalt der Darmflora die genannten Krankheiten fördert oder ob eben die genannten Krankheiten zu einer abnehmenden Vielfalt unserer Darmbakterien führen.
Heißt? Kurz und knapp?
Sowohl Heilfasten als auch Intervallfasten hat positive Auswirkungen auf eure Darmgesundheit. Beide Fastenmethoden erhöhen die mikrobielle Vielfalt eures Darms und wirken sich positiv auf die Zusammensetzung eurer Darmmikrobiota aus. Eine höhere Vielfalt im Darm wird wiederum mit einem gesünderen Darmmikrobiom in Verbindung gebracht. Einige Studienergebnisse sprechen dafür, dass mikrobielle Darmvielfalt sogar als Prävention bestimmter Krankheiten dienen kann.
Falls ihr noch mehr über das Thema Fasten und Darmgesundheit erfahren wollt, findet ihr hier mein Video dazu:
Wer jetzt Lust hat, seine Darmbakterien zu unterstützen und zu füttern, der sollte sich unbedingt meine darmfreundlichen Grünkernpuffer mit Karotten-Orangen-Salat anschauen… oder kann hier alles rund um darmgesunde Ernährung nachlesen.
2 Kommentare
Guten Tag Frau von Cramm,
ich suche immer mal wieder neue Inspirationen auf Ihrem Blog und werde immer mal wieder fündig. 🙂
Beste Grüße
Jörg A.
Hallo Dagmar
Vielen Dank für diesen hilfreichen Beitrag! Das deckt sich genau mit meinem Erfahrungen. Nach dem Fasten fühle mich immer voller Energie und so fit wie noch nie. Hoffe auf noch viele weitere interessante Beiträge von dir.
Liebe Grüsse
Diana