Proteine – und jeder hat das Bild eines muskulösen Menschen mit einem Proteinshake in der Hand vor Augen. Doch wir alle brauchen Eiweiß zum Überleben. Besonders unsere Kinder, die so gar keine Muskelbrotze sind. Aber wie kommt das und was ist Eiweiß genau?
Was ist Eiweiß?
Eiweiß gehört zu den vier Nahrungsbausteinen, die Kalorien liefern. Es ist für unseren Körper sehr wichtig, da es einen Baustoff für unsere Zellen darstellt. Da unser Körper keinen Eiweißspeicher besitzt, brauchen unsere Zellen eine regelmäßige Versorgung mit dem wichtigen Protein. Davon leitet sich auch der Name ab: Er stammt von dem griechischen „Proton“ für „das Erste, das Wichtigste“. Eiweiß besteht aus Aminosäuren, die sich zu langen Ketten zusammenlagern. Einige davon kann unser Körper selbst produzieren, jedoch nicht alle. Diese essentiellen Aminosäuren müssen über die Nahrung aufgenommen werden.
Wofür brauchen wir Eiweiß?
Eiweiße liefern Baumaterial für Muskeln, Organe, Enzyme, Hormone und unser Immunsystem. Sogar unsere Haare werden aus Eiweißmolekülen gebildet. Je nach Alter und individueller Verfassung besteht unser Körper zu 15-17% aus Eiweiß. Jugendliche und Erwachsene benötigen pro Tag ungefähr 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Doch es gibt auch Gruppen, die einen erhöhten Eiweißbedarf haben. Dazu gehören Schwangere, Stillende, Sportler und auch Kinder. Sie alle brauchen mehr Proteine.
Wie viel Eiweiß sollen Kinder essen?
Säuglinge und Kinder haben einen höheren Eiweißbedarf als Erwachsene. Sie müssen nicht nur alte und defekte Zellen erneuern, sondern stecken noch mitten im Wachstum. Dadurch müssen sie zusätzlich viele neue Zellen aufbauen. Anhand einiger Studien wurde die empfohlene Proteinzufuhr für Kinder und Jugendliche im Alter von 4 Monaten bis unter 19 Jahren ermittelt:
Alter | Referenzwert Jungen [g/kg Körpergewicht/Tag] |
Referenzwert Mädchen [g/kg Körpergewicht/Tag] |
4 Monate bis unter 1 Jahr | 1,3 | 1,3 |
1 bis unter 4 Jahre | 1,0 | 1,0 |
4 bis unter 15 Jahre | 0,9 | 0,9 |
15 bis unter 19 Jahre | 0,9 | 0,8 |
In Deutschland wurde zwischen 2015 und 2017 die Energie- und Nährstoffzufuhr von Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren ermittelt. Das erfolgte im Rahmen des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys der KiGGS-Studie (EsKiMo II-Studie) mithilfe von Verzehrsprotokollen. Die Ergebnisse waren eindeutig: In allen Altersgruppen lag die Proteinzufuhr deutlich über dem Referenzwert. Außerdem stellte sich heraus, dass die Haupteiweißquelle Brot war.
Was passiert bei zu viel Eiweiß?
Zu viel Eiweiß in den Wachstumsjahren kann zu Übergewicht, einer späteren Adipositaserkrankung und ein frühzeitiges Eintreten der Pubertät führen. Das kommt daher, dass das überflüssige Eiweiß als Energiereserve gespeichert wird. Leider gibt es bisher nicht ausreichend Studien, die eine klare Aussage zur tolerierbaren Gesamtzufuhr von Eiweiß im Kindes- und Jugendalter geben. Eltern sollten deshalb ein Auge auf die Referenzwerte und den Proteinverzehr ihrer Kinder haben. Hält man sich aber an die ungefähren Angaben, steht dem Wachstum und der Entwicklung des Kindes diesbezüglich nichts im Weg.
Was ist die biologische Wertigkeit?
Die biologische Wertigkeit zeigt an, wie gut unser Körper das Eiweiß der Lebensmittel nutzen kann. Tierische Lebensmittel besitzen eine besonders hohe Wertigkeit. Das heißt, sie können gut vom Körper aufgenommen werden. Das liegt an der ähnlichen Struktur tierischer und menschlicher Proteine. Ein Ei hat die biologische Wertigkeit von 100 und ist somit der Goldstandard. Dahinter reiht sich Rindfleisch mit einem Wert von 80 ein. Aber auch pflanzliche Lebensmittel können eine hohe biologische Wertigkeit haben. Soja hat z.B. eine Wertigkeit von 84. Zudem kann durch die richtige Kombination verschiedener Lebensmittel die biologische Wertigkeit noch erhöht werden: Mit zwei Teilen Kartoffel und einem Teil Ei kann die höchste Punktzahl von 136 erreicht werden. Denn durch das Mischen von Lebensmitteln können sich die Aminosäuren ergänzen und so noch besser verstoffwechselt werden.
Was ist der PDCAAS?
Neben der biologischen Wertigkeit gibt es noch einen weiteren Wert, der uns die Auswahl des richtigen Lebensmittels vereinfacht: PDCAAS. In Deutschland wird er auch Aminosäureindex genannt. Es ist eine Erweiterung der biologischen Wertigkeit, indem er den Verdauungsprozess berücksichtigt. Deshalb entstehen zwischen den Werten der biologischen Wertigkeit und des PDCAAS einzelner Lebensmittel große Unterschiede.
Lebensmittel | Biologische Wertigkeit | PDCAAS |
Kuhmilch | 91 | 1.00 |
Rindfleisch | 80 | 0.92 |
Weizen | 59 | 0.42 |
Bohnen | 73 | 0.40 |
Soja | 84 | 0.94 |
Eiklar | 88 | 1.00 |
Reis | 83 | 0.56 |
Was haben wir gelernt?
Eiweiß ist für unseren Nachwuchs sehr wichtig. Mit einer normalen, abwechslungsreichen Ernährung ist der tägliche Eiweißbedarf sehr gut gedeckt. Achtet bei euren Kindern sogar darauf, dass die Eiweißzufuhr nicht zu hoch ausfällt. Mit einer ausgewogenen Ernährung, also viel frischem Gemüse, pflanzlichem und tierischem Eiweiß, Getreideprodukten und Obst ist ein guter Grundstein für das Aufwachsen eures Kindes gelegt. Sowohl pflanzliches, als auch tierisches Eiweiß dürfen auf dem Speiseplan stehen und sind von Kindern gerne gesehen. Die Mischung macht’s!
Möchtet ihr noch mehr über Eiweiß erfahren? Dann lest meinen Beitrag „Der Hype um Proteinshakes – Was steckt dahinter?“. Wenn ihr aber noch etwas über die biologische Wertigkeit wissen möchtet, schaut mein passendes YouTube-Video „Eiweiß- Was ist die Biologische Wertigkeit?“ an.
Hier mein Video zum Eiweißwissen. Schaut es euch an: