Montag, 17. Januar 2022
[Werbung] Ich habe nachgefragt: Die meisten Mitarbeiter sind Buddhisten, einige Christen. Ihre Zuwendung zu den Gästen ist berührend. Heute war am Strand eine Menge los – die Stadt schien Urlaub zu machen. Ich erfuhr den Grund: Es war Duruthu Poya, die erste Vollmondnacht im Jahr, in der der erste Besuch Buddhas nach seiner Erleuchtung in Sri Lanka gefeiert wird. Wir Gäste wurden im Resort eingeladen, an einem Mönchsgesang teilzunehmen, im Meditationsraum. Die Suttas, die er vortrug, lagen in englischer Übersetzung aus. Ich fand: Der Inhalt entspricht der Bergpredigt.
Aber keine Sorge: das Barberyn ist kein Ort der Esoterik. Aber es ist ein spiritueller Ort, an dem jeder für sich entscheidet, wieviel er mitmachen möchte und was für ihn passt. Das Resort ist nach vedischen Regeln angelegt. Dabei spielen Himmelsrichtung, Erdströmungen und sicher auch Wasser eine wichtige Rolle. Was mir auffällt: Die gesamte Einrichtung wirkt, als sei sie mindestens 100 Jahre alt: Ausschließlich Naturmaterialien! Dunkles Holz, Korbgeflecht auf den Sitzen, die Böden eine Kombination aus Holz, Fliesen und poliertem Estrich. Ich sehe, wie ein Arbeiter den Holzboden mit Öl einpinselt, ein andere wachst Fliesen und poliert danach mit einem Ungetüm von Maschine. Das Ergebnis sieht und riecht man – herrlich. Selbst die Zahnputzbecher sind aus Ton. Alles plastikfrei – bis auf die Kleiderbügel und Thermoskannen. Diese Umgebung bewirkt in mir ein Gefühl von Geborgenheit – ein bisschen „good old times“…. Es erinnert mich an meine Lufthansazeit vor über 40 Jahren und die Besuche bei meinen Schwiegereltern, die damals in Islamabad lebten.
Zurück zur Stadt, die mir erst als Dorf erschien. Tatsächlich hat Beruwala ca. 165 000 Einwohner laut Wikipedia. Das Retreat ist eine „gated community“, also nur für seine Gäste offen. Der Strand, das Meer und die Lagune gehören allen. Es gibt ein paar Stände – wegen Corona viel weniger als zuvor – und eine kleine Bar. Aber der Strand ist so breit – Platz für alle. Und man wird höchstens begrüßt, aber nicht bedrängt, nicht gestört. Ich habe ein besseres Gefühl, wenn ich der hiesigen Bevölkerung nicht den Strand nehme – denn sie schätzen ihn ebenso wie ich. Das Resort liegt ja nicht in einer Einöde – die sind hier rar – sondern am Rande von Beruwala. Ein paar hundert Meter weiter tobt das Leben: Verkehrschaos, Shops in- und übereinander gestapelt, Märkte und Menschen, Menschen, Menschen. Die eben auch hier Arbeit finden. Ein gutes und friedliches Miteinander, von dem alle profitieren. Gerade habe ich für Titus, Oscar und Aurelia am Strand kleine Holzelefanten gekauft. Sie lieben unsere Elefanten, die wir vor über 40 Jahren aus Indien mitgebracht haben.
Und die Bewegung? Klar schwimmen wir, und natürlich gehen wir am Strand spazieren. Aber ohne Yoga wäre mir das zu viel liegen. Es gibt morgens früh ein Angebot für alle, dann nachmittags für Anfänger, etwas später für Fortgeschrittene. Ich bin total aus der Übung durch Corona, Zeh-OP und eine kleine Fußverletzung, die ich im letzten Jahr hatte. Den strengen Lehrer kenne ich von den letzten Malen. Ich gehe freiwillig in den Anfängerkurs – und siehe da: Er ist unglaublich milde. Beginnt mit Atemübungen und endet mit dem Sonnengruß. Gibt mir Tipps, wie ich meinen Zeh wieder fit bekomme. Der Yogaraum liegt ganz oben wie ein Penthaus über den Gästeappartments, die am Pool liegen. Die lange Fensterfront zum Meer lässt den Wind hineinwehen und mit Glück erlebe ich am Ende der Stunde einen wunderbaren Sonnenuntergang.
Und abends? Bei unseren letzten Aufenthalten gab es öfter Musik, Tanz oder einen Film. Nichts Aufregendes – das wäre nicht im Sinne der Kur. Durch Corona fällt das ebenso weg wie Ausflüge in die Umgebung. Nur die Bootstour durch die Flussmündung findet statt. Was es allerdings im Gegensatz zu früher auf dem ganzen Gelände gibt, ist Wlan. Das war vor 6 Jahren noch streng limitiert, denn eigentlich sollen wir ja nicht nur „entgiften“, zur Ruhe kommen und in uns gehen. Aber so streng lässt sich das nicht durchhalten. Und auch ich könnte mir diese Auszeit nicht nehmen ohne den Kontakt zu meinen fleißigen Mitarbeiterinnen, die dieses kleine Tagebuch in den Blog und Filme und Fotos auf Instagram einbauen, wofür ich von Herzen danke, liebe Karo, Pia und Stephanie. Zurück zum Abendvergnügen: Natürlich lesen. Und ich gestehe: Endlich Downton Abbey schauen. Haben wir nie geschafft.
Von Tag zu Tag lasse ich stärker los – und werde auch mein kleines Tagebuch beenden. Gerne könnt Ihr mich alles fragen, was Euch interessiert. Wenn Ihr wirklich herkommt (was Ihr unbedingt tun solltet), dann habe ich zwei Ratschläge für Euch: Vom ersten Tag an konsequent kräftig mit duftigem Citronellaöl, das zur Verfügung steht, einreiben. Ihr bekommt ein Kräuteröl für die Stiche gleich dazu. Und: Ihr solltet englisch sprechen. Denn für eine sinnvolle Behandlung ist das unverzichtbar.
Und: Lasst es danach langsam angehen. Ich bin nach 10 Tagen Barberyn – was eigentlich zu kurz ist – so unglaublich gestärkt und fit, dass ich dazu neige, Bäume auszureißen und mich zu übernehmen. Macht Euch einen Plan und geht behutsam mit Euren Ressourcen um. Dann werdet Ihr noch lange Kraft aus dieser Auszeit schöpfen!