[Werbung] Pünktlich zum Jahresanfang ist bei mir die Luft raus. Ich liebe Weihnachten, die Festtage mit der Großfamilie, Silvester und dann noch unseren Mühlenbrunch, den wir traditionell für alle Freunde zu Heilig Drei Könige geben – meist in 2 Schichten. Aber danach falle ich zusammen wie ein Soufflée. Alle kommen erholt aus dem Urlaub zurück – und ich kriege gerade noch so meinen Alltag hin. Und das Jahr liegt vor mir.
Eine Ayurveda-Kur baut auf!
Die beste Medizin dagegen ist für mich weit weg zu gehen, viel Sonne, Bewegung, gesundes Essen und Verwöhnung. Mit anderen Worten: Eine Ayurveda-Kur. Genau deshalb gehe ich mit meinem Mann nach Sri Lanka ins Barberyn. Erst wars ein Geheimtipp eines befreundeten Food-Kollegen. Mittlerweilen sind wir zum dritten Mal auf dem Weg dorthin. Ich bin erledigt – und dazu habe ich auch noch ein entzündetes Matschauge. Und einen frisch operierten Zeh. Aber ich bin geboostert, getestet und kann’s noch gar nicht fassen, dass ich in 9 Stunden in Colombo landen werde.
Mein Lieblingsresort: Das Barberyn
Bisher waren wir im Barberyn Reef – an einem Riff gelegen, in dem man wunderbar schwimmen kann. Eigentlich mag ich es nicht Hotel nennen. Es ist für mich eine Art Elmau in den Tropen: Altes Holz, schlichte Einrichtung, traditionelle Behandlungsräume, die die Erfahrung von Jahrzehnten spiegeln. Und ein Speisesaal, geöffnet zum Garten. Ein Zauberberg am Meer.
Donnerstag, 13. Januar 2022
Die Reise war perfekt – nach einer Autofahrt, die wir verschliefen, bestiegen wir ein kleines Fährboot, das uns zum Barberyn Sands übersetzte – einfach traumhaft – eine andere Welt – so durch die tropische Vegetation des träge dahin fließenden Bentota Ganga zu gleiten. Das Sands liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen Flussmündung und Meer. Die Sonne geht über der Lagune auf und über dem Meer unter. Selten habe ich so gold-orangene Sonnenuntergänge erlebt wie hier.
Jetlag und der Verlust einer Nacht hat mir die ersten zwei Tagen zu schaffen gemacht. Denn das Programm startete gleich am ersten Tag mit einer Konsultation.
Die Diagnostik ist wichtig
Die ayuvedische Ärztin maß Blutdruck und lange den Puls, schaute mir in die Augen und auf die Zunge. Ich werde gewogen – auweia 55 kg – 3 zugenommen wegen Weihnachten, Corona und Fuss OP. Ihre Diagnose: Zuviel Vata – das äußerte sich durch Unkonzentriertheit und Sprunghaftigkeit. Ich habe selbst bemerkt, wie ich an tausend Dinge gleichzeitig dachte und doch nicht vorwärts kam. Auch Pita ist erhöht – das erstaunte mich, weil ich oft müde war – da hatte ich Kapha in Verdacht. Doch meine Reizbarkeit…. egal. Wird jetzt alles besser. Dank einer langen Latte von ayurvedischer Kräuter-Medizin, die wir täglich aus unserem Fach holen. Pulver, Pillen und Tinkturen sind in den Tagesplan gewickelt. Und jedes für sich in Pergament. Kein Plastik – vielleicht so, wie das bei uns ursprünglich auch einmal war. Hergestellt werden sie in der eigenen Apotheke – oder besser Kräuterküche.
Ich wandere an den Gläserreihen mit undefinierbaren Inhalten vorbei. Auch das ist eine andere Welt. Bei Eingang zum Kräuterbad fasziniert mich der archaisch köchelnde Kessel mit Kräutern: Sieht aus wie Obelix Zaubertrunk.
Ebenso wichtig wie diese medizinische Behandlung ist das „Treatment“, die körperlichen Anwendungen. Und die entschädigt wirklich für sämtliche bitteren Pillen! Männer werden nur von Männern, Frauen von Frauen massiert. Meine Masseurinnen tragen gestreifte Kleider und weiße Schürzen um ihre runde Mitte und sehen ein bisschen aus wie englische Vorkriegs-Krankenschwestern. Sie sind von strahlender Sanftmut und rundlicher Mütterlichkeit. Auch wenn sie halb so alt sind wie ich.
„Meine“ Masseurin nimmt mich an die Hand wie ein Kind und führt mich in den Massageraum. Ich trage einen Slip, der nach der Kur die Farbe eines Tümpels haben wird und den ich bei der Behandlung nie ausziehen werde. Außerdem ein grünes Sarongtuch, in das ich mich auf dem Weg von einer Station zur anderen wickele – oder gewickelt werde.
Die Massage beginnt mit einer Kopfmassage und viel Sesamöl. Ich sitze vor einem Spiegel und meine Masseurin beginnt mir etwas Öl auf den Scheitel zu tropfen und zu reiben. In der Folge massiert sie meinen Kopf, Hals, Schultern und Rücken. Ich merke, wie verspannt meine Schultern sind. Danach wandere ich auf die Liege, mein Gesicht wird sanft massiert. Das zeichnet die ganze Massage aus: stark und doch sanft. Irgendwann habe ich begriffen, dass es genau diese Massage ist, die der Mediziner Leboyer bei Babys praktizierte. Und die ich versucht habe, an meinem Mittelkind auszuüben. Mit wenig Erfolg: Es war einfach zu kalt.
Zurück zum Barberyn: Jetzt kommt eine zweite Masseurin dazu und die Synchronmassage beginnt. Denn im Ayurveda herrscht die Überzeugung, dass nur so die zwei Körperhälften im Gleichgewicht bleiben. Eine unglaubliche Erfahrung, die mich zurücklässt wie ein frisch gehäuteter Krebs. Ich fühle mich verletzlich wie ein Kind – und werde wieder an die Hand genommen.
Nun kommen die Kräuterpackungen. Ich liege im Garten unter einer Art Pergola. Heiße oder warme Papierpäckchen von orange bis braun werden auf meine neuralgischen Punkte gepackt: Unterleib, Nieren, Gelenke, Leber. Auf die Augen kommen Gurkenscheiben. Auch gut. Ich werde zugedeckt und darf ruhen, umgeben vom Meeresrauschen, Vogelgezwitscher und dem Keckern der Streifenhörnchen. Erstaunlich, dass Nichtstun so müde macht.
Nach etwa einer halben Stunde kommt der letzte Akt: Das Kräuterbad. Ich gehe – versorgt mit einer Art Sesam-Mandelkleie und Shampon – unter die Dusche und rubbele die Reste der Packungen ab, versuche vergeblich das Haar von Öl zu befreien und begebe mich dann in die Hand der „Baderin“. In einer rechteckigen Marmorbecken, das ich über eine Treppe erreiche, ist der heiße Kräutersud etwa 30 cm hoch eingefüllt. Ich setze mich – und lehne mich an das hölzerne Gestell in der Wanne an. Dann werde ich fast rhythmisch begossen: der Oberkörper, die Beine, Füße, Arme. Einfach alles, nach einer immer wiederkehrenden Ordnung. Und dann bin ich fast fertig. Zwei Stunden hat die Behandlung gedauert und ich bin müde – vom Nichtstun. Jetzt noch ein paar Piekser bei der Akupunktur, eine halbe Stunde ruhen.
Wann hätte ich jemals zuhause soviel Zeit für mich?
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